Als DJ bist du nicht nur DJ sondern auch...
Vor einigen Jahren waren DJs noch sehr rar. DJing war eine Spezialfähigkeit und diejenigen, die es beherrschten, gefragte Persönlichkeiten. Somit hatte man natürlich nur eine überschaubare Konkurrenz. Die Booker und Veranstalter haben sich nach guten Exemplaren die Finger geleckt und eine stattliche Gage war gesichert. Ganz klar das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wie wir alle wissen, haben sich die Zeiten jedoch geändert. Das Angebot ist deutlich höher, die Nachfrage aber nicht unbedingt gestiegen - vielleicht sogar durch das Discothekensterben etwas zurück gegangen.
Wieso das Ganze?
Um sich heutzutage auf dem Markt durchzusetzen, bedarf es einiges mehr als nur den reinen DJ-Skills. Du musst als DJ sozusagen mehrere Persönlichkeiten oder Berufe in dir vereinen und dich vor allem besonders machen. Du musst dich einzigartig positionieren und von deiner Konkurrenz deutlich abheben. Mach auf dich aufmerksam und liefere regelmäßig Output.
Der Musiker
Die Tätigkeit des Musikers als DJ, ist sowieso klar. Wenn du ein erfolgreicher DJ werden möchtest, wirst du nicht darum herum kommen, ein guter Musiker zu werden und ständig weiter an dir zu arbeiten. Das heißt: üben, üben, üben, neue Skills lernen und nach neuer Musik Ausschau halten.
Der Marketer
Die Tätigkeit, die dich vielleicht sogar noch mehr Zeit und Mühe kosten wird als das DJing ist die des Marketers. Früher wurde ein Großteil der Promo für einen Gig vom Veranstalter und Locationbesitzer übernommen.
"Früher haben die Booker und Veranstalter sich nach guten DJs die Finger geleckt und eine stattliche Gage war gesichert. Ganz klar das Prinzip von Angebot und Nachfrage."
Außerdem musste man sich nicht aufwendig selbst vermarkten, da das reine beherrschen des DJings und das öffentliche Spielen für ausreichend Mundpropaganda gesorgt haben.
So konnte man sich ausgiebig darauf konzentrieren, seine Skills zu verbessern, neue Musik aufzutreiben oder einfach mit der Mediathek, die man schon besitzt, ein höheres Level zu erreichen. Gerade das Üben vieler Übergänge zwischen allen möglichen Liedern, Genre, Geschwindigkeiten und Tonlagen erfordert viel Zeit. Das ist jedoch unabdingbar um seine Musik besser kennen zu lernen und so später bei einem Auftritt den bestmöglichen Liedfluss abzuliefern. Das hat sich bis heute logischerweise nicht geändert und du musst somit immer noch was tun.
Marketingmöglichkeiten hast du mehr als genug. Auf keinen Fall unterschätzen darfst du Connections und Vitamin-B. Die sind mit die wichtigsten Faktoren aber z.B. ein ordnungsgemäßer Social-Media-Auftritt und eine ansehnliche Website sind genauso Pflicht. Andernfalls existierst du praktisch nicht. Dazu gehört, dass du regelmäßig etwas von dir hören lässt und deine Kanäle mit reichlich Content bestückst. Dass du deine zukünftigen Gigs ausreichend bewirbst, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Dazu kannst du eine eigene Veranstaltung über dein Künstlerprofil auf Facebook eröffnen und einige Postings mit dem Näherkommen der Veranstaltung veröffentlichen.
Biete den Leuten einen deutlichen Mehrwert, indem du hochqualitative Bilder, Videos und Musik von dir postest. Ein Posting-Plan kann dir dabei helfen, dass du an an bestimmten Tagen in regelmäßigen Abständen eine ähnliche Art von Content bringst und die Leute so bei der Stange hältst. Mit hochqualitativem Output verstehen wir, dass du dich bei deinen Auftritten von einem professionellen Videograph und Fotograph ablichten lässt, du regelmäßig "außerplanmäßige" Fotoshootings machst und vor allem musikalischen Output in Form von Live-Mitschnitten, Live-Streams oder Podcasts lieferst, die wirklich einwandfrei gemixt sind. Darüber hinaus kannst du Flyer verteilen, Merchandise anfertigen lassen, Anzeigen schalten und und und... Nutze die viele Möglichkeiten die dir geboten werden.
"Die Tätigkeit, die dich vielleicht sogar noch mehr Zeit und Mühe kosten wird als das DJing ist die des Marketers."
Der Bürokrat
Ein weiterer großer Arbeitsbereich von DJs ist die Bürokratie. Wir leben in Deutschland im Land der Bürokratie und so wirst du definitiv viel Zeit damit verbringen müssen, Rechnungen zu schreiben, dich um Gastspielverträge zu kümmern oder natürlich auch erst einmal dein Gewerbe anzumelden.
Mit einem offiziellen Gewerbe wird auch deine Steuererklärung deutlich komplexer und wenn du dir noch deinen DJ-Namen und -Logo schützen lassen möchtest, ist das Chaos perfekt. Auch Posten wie die GEMA können zeit- und nervenraubend sein. Du wirst hier entweder viel Zeit oder professionelle Hilfe benötigen.
Verkäufer & Verhandler
Da du es heutzutage eben mit einer so großen Konkurrenz zu tun hast, musst du auch ein guter Verkäufer und Verhandler sein. Du wirst nicht immer Eins mit dem Veranstalter sein und dir wird deine Gage sicher nicht hinterher geschmissen.
Du musst deine Vorzüge und deinen Wert deutlich machen können, damit du die Gage erhältst, die du auch verdienst. Ansonsten wird man dich schnell mit einer Gage, die eher einer Aufwandsentschädigung gleich kommt, abspeisen.
Die Zeiten haben sich geändert
Du merkst also, dass man eigentlich zwischen den Gigs mehr zu tun hat, als mit der Vorbereitung auf den Gig und dem Gig selber. Vieles davon hat auch garnicht direkt etwas mit dem Musizieren eines DJs zu tun. Das ist aber heutzutage notwendig. Es gibt DJs, die dazu bereit sind, unglaubliche Marketingmaßnahmen zu fahren und sich mit der Last an Bürokratie rumschlagen und wenn du ein erfolgreicher DJ werden möchtest, is das deine Messlatte.
Patrick Lübcke