DJ-Collabos - Pro & Contra
Wenn man die DJ Szene aufmerksam beobachtet und die Bookings von Clubs regelmäßig verfolgt, so sticht eine Sache immer wieder hervor. Auf Flyern, bei Veranstaltungen auf Social-Media oder auf Plakaten liest man immer häufiger von B2B-Sets, DJ A läd DJ B zu sich ein, mehrere DJs starten gemeinsame Veranstaltungsreihen oder einige hängen ihre Solokarriere gänzlich an den Nagel, um mit Kollegen als DJ Collabo von Gig zu Gig zu ziehen.
"Was im unternehmerischen Bereich längst als Joint Venture seinen Platz im Geschäftsleben gefunden hat, funktioniert auch unter DJs."
Woher kommt dieses Phänomen und was liegt dem zu Grunde?
Wenn wir uns die Vergangenheit anschauen, so war das DJing früher etwas für Spezialisten. Es gab nur wenige ihrer Art und ihre Künste waren heiß begehrt. Die Tätigkeit blieb schon allein aus finanziellen Gründen für viele unerreicht. So kostete das Equipment, welches heutzutage leicht zu erstehen ist, ein kleines Vermögen. Doch selbst wer Herr über Plattenspieler und Mixer wurde, war ohne adäquate Sammlung an schwarzem Gold kein vollständiger DJ.
Die Zeiten haben sich geändert. Equipment ist für jedermann erschwinglich, mit
Streaming-Diensten kann selbst der blutigste Anfänger in kürzester Zeit über ein großes Repertoire an Tracks verfügen und die Exklusivität des DJ-Kreises ist Geschichte. Längst reicht es nicht mehr aus, nur saubere Übergänge und ein stimmiges Set zu spielen. Der DJ wurde vom reinen Musiker und Entertainer zum Marketer, um sich und seine Dienstleistung gegen die wachsende Konkurrenz an den Mann zu bringen.
Eine DJ Collabo von zwei oder mehr Künstlern ist in dieser Hinsicht eine clevere Methode, um sich auf dem hart umkämpften Markt zu etablieren. Was im unternehmerischen Bereich längst als Joint Venture seinen Platz im Geschäftsleben gefunden hat, funktioniert auch unter DJs. Es werden Synergien geschaffen, um voneinander zu profitieren und die Konkurrenz ist gleich nicht mehr so groß. Da sich die Fanbases der Künstler normalerweise nur bedingt überschneiden, erzielt man hier insgesamt eine höhere Reichweite für die gemeinsamen Projekte und kann auch in Hinsicht auf spätere Soloauftritte neue Fans akquirieren. Auch von der Erfahrung oder den Skills des Partners können beide profitieren. Stärken werden ergänzt und Schwächen werden dadurch ausgemerzt, das die Schwäche des einen die Stärke des anderen ist.
„Kontakte schaden nur dem, der keine hat.“ und so ist es durchaus hilfreich, seine Kontakte zu bündeln, auszutauschen und seinen Kreis an potentiellen Auftraggebern zu erweitern. Oft spielen DJs in festen Locations und es ist für andere DJs sehr schwer einen Platz in einer neuen Location zu ergattern. Eine DJ Collabo kann hier Türen öffnen, da man sich gegenseitig in die jeweilige Stammlocation holt.
"Schließt euch Zusammen um ein größeres Ganzes zu erschaffen aber keine Faulenzer-Truppe zu sein."
Bei vielen Collabos ist jedoch das Problem, dass sie zu kurzfristig denken. Es ist ein großer Spaß, mit seinen Kollegen zusammen aufzulegen, aber hinter solch einem Zusammenschluss sollte immer ein höheres Ziel stehen. Zu nennen ist hier der Anspruch, das Publikum noch umfangreicher zu unterhalten und mit vier oder mehr Händen noch mehr mit seinen Fähigkeiten aus dem Equipment heraus zu kitzeln. Viele verrennen sich in wilden Shows mit Kostümen, Konfetti und anderem Entertainment.
Das ist per se nicht schlecht, aber der eigentliche Kern des Musizierens wird dabei leicht vernachlässigt. Umso mehr Personen an dem gemeinsamen Projekt beteiligt sind, umso weniger hat der Einzelne zu tun und so sieht man leider häufig Künstler Löcher in die Luft starren oder mehr feiern, als ihrer Tätigkeit nachzugehen. Unter dem Gesichtspunkt, das eine DJ Collabo für ihren Auftritt höhere Gagen verlangen kann als ein einzelner DJ, dafür aber nicht mehr leisten, ist das eine Begebenheit, die der Sache eher schadet.
Unser Rat ist daher, nutzt die Möglichkeiten, die euch eine solche DJ Collabo bietet, weise. Es bringt viele Vorteile mit sich. Ihr könnt ein klassisches DJ-Set mit Instrumenten erweitern, Live-Producing einbauen oder verstärkt mit Effekten und mehreren Decks arbeiten. Heutzutage stehen euch viele Wege offen. Schließt euch zusammen, um ein größeres Ganzes zu erschaffen aber keine Faulenzer-Truppe zu sein. So könnt ihr eure höheren Gagen realistisch rechtfertigen und werdet in Bezug auf Bekanntheit, Auftragslage und Gehalt davon profitieren.
Patrick Lübcke