Digitale Musik Teil 1: Audioformate und ihre elementaren Unterschiede
Formate waren früher durch das Abspielgerät klar vorgegeben. Wer einen VHS-Player hatte, kaufte VHS-Kassetten und wer einen Betamax-Payer hatte - nun, der hatte Pech. Ähnlich verhielt es sich ein paar Jahrzehnte später mit Blu-ray und HD-DVD. Konnte man mit den jeweiligen Abspielgeräten zwar auf's falsche Pferd setzen, war wenigstens die Kaufentscheidung hinsichtlich der einzelnen Medien klar definiert. In Zeiten der digitalen Musik hat man den Vorteil eines nahezu universalen Abspielgeräts im Gewand des Computers und riesiger Mediatheken, doch umso schwieriger, da vielseitiger gestaltet sich die Wahl des sinnvollsten Formats, in welchem man seine Musik erwirbt oder in welches man seine Musik konvertiert.
Welche Punkte entscheiden über die Wahl des richtigen Audioformats?
Zu berücksichtigen ist hier natürlich zunächst, dass nicht alle Programme jedes Format wiedergeben können. Doch gerade DJ-Programme wie Traktor oder Virtual DJ kommen mit einer Vielzahl an Formaten aus, was einem die Entscheidung zunächst also auch nicht abnimmt und Wissen über andere Faktoren erfordert. Die Frage nach dem richtigen Format ist insbesondere für DJs wichtig, denn in Handling und Qualität unterscheiden sich die einzelnen Formate maßgeblich! Nun wollen wir dir also erklären, wo die Unterschiede zwischen den einzelnen Audio-Dateien liegen, damit du im Anschluss entscheiden kannst, welches das für dich geeignete Format ist! Wir beschränken uns dabei auf die sechs gängigen Formate MP3, AAC, WAV, AIFF, FLAC und ALAC.
"Zur Kompression einer MP3-Datei, wird schlicht das weggeschnitten, was der Mensch nicht hören kann."
Hierbei ist zunächst zwischen einfachen Dateien und Container-Dateien zu unterscheiden. Einzeldateien enthalten wenig über den Song hinausgehende Informationen. Container-Dateien sind Pakete aus Einzeldateien, die zusammen ein sinnvolles Ganzes ergeben. Hier können etwa Songtexte oder Album-Cover samt der eigentlichen Audio-Datei zu einem Paket geschnürt sein. Hinzu kommen unterschiedliche Audiospuren, die als einzelne Dateien innerhalb des Containers enthalten sein können, was eine präzisere Nutzung des Audiomaterials ermöglicht.
Zu den einzelnen Audioformaten - veraltete Varianten
Jeder kennt es: MPEG1 Audio Layer III oder einfach nur kurz: MP3. Das von der Moving Experts Group entwickelte Format nutzt Erkenntnisse der Psychoakustik, um die Ausgangsdatei zu komprimieren. Anders ausgedrückt: Was der Mensch nicht hört, wird einfach weggeschnitten. Da es sich hierbei jedoch leider nur um das handelt, was der Mensch mit primitiver Audiotechnik nicht hört, erfordert das Format nicht nur wenig Platz auf der Festplatte, sondern bietet auch wenig akustischen Genuss - der Verlust wichtiger Audio-Informationen ist charakteristisch für MP3.
Das veraltete Format hat neben dem Vorteil der geringen Dateigröße also vor allem den Nachteil der beschnittenen Klangqualität. Was auf kleinen Anlagen im Privatgebrauch nicht hörbar ist, macht sich in Clubs oder auf Festivals schnell bemerkbar. Der „Bums“ fehlt, weil die Dynamik einiger Frequenzen beschnitten ist, was zur Folge hat, dass die Energie des Tracks nicht bei den Hörern ankommt. Wenn du trotzdem auf MP3 zurückgreifen möchtest, dann entscheide dich in jedem Fall für die Codierung mit 320 kBit/s, also der maximalen von dem Format MP3 unterstützten Datenrate.
Ein weiteres verlustbehaftetes Format ist AAC (Advanced Audio Coding) und stammt ebenfalls aus den Reihen der Moving Picture Experts Group. Ähnlich wie MP3, doch mit Hilfe einer anderen Technologie, wird das Audiosignal komprimiert, indem das, was das menschliche Ohr mutmaßlich nicht wahrnehmen kann, einfach herausgefiltert wird. So spart auch AAC einiges an Speicherplatz. Durch die verbesserte Technologie ist es jedoch möglich bereits bei kleineren Datenraten ein deutlich besseres Klangerlebnis zu erzeugen, als es MP3 vorbehalten ist.
Genauere Fehlerbehebungs- und effizientere Kodierungsalgorithmen erzeugen diese Überlegenheit gegenüber einer MP3-Datei mit vergleichbarer Datenrate. Die Effizienz der Algorithmen macht sich nicht nur im Klang bemerkbar: bei gleicher Audioqualität sind AAC-Dateien rund ein Viertel kleiner als ihr Pendent im MP3-Format. AAC kann als Weiterentwicklung von MP3 angesehen werden, doch aufgrund des auch hier bestehenden Verlusts an Audioinformationen gilt ebenfalls: wenn überhaupt, dann mit der maximalen Datenrate von 320 kBit/s.
Container-Formate
Ganz anders sieht es beim Format WAVE (Waveform Audio File Format), kurz WAV aus. Das 1991 von Microsoft und IBM entwickelte Container-Format ist verlustfrei. Der Verzicht einer Datenkompression bei einer Bit-Tiefe von 16 Bit führt zu einer sehr großen Datei von etwa 10 MB pro Minute. Ein weiterer Nachteil ist, dass WAV nicht überall erhältlich und mitunter sehr teuer ist. Doch trotzdem ist dieses Format für viele Produzenten und DJs die erste Wahl, denn im Gegensatz zu einer MP3-Datei ist es etwa möglich, mit Hilfe von Filtern bestimmte Frequenzbereiche lauter zu stellen. Bei einer MP3-Datei wäre es hingegen denkbar, dass eben jener Frequenzbereich der Kompression zum Opfer gefallen, also ungenau kodiert ist, sodass die Datei die natürliche Dynamik nicht mehr enthält und Störgeräusche entstehen. WAV schließt diese Gefahr aus, denn die Datei enthält nicht nur eine Audiospur, sondern auch Informationen über die Datei samt Mono und Stereo, Bit-Tiefe, Sample-Rate und Anzahl der Tracks. Wer also auf's Ganze gehen möchte, entscheidet sich für WAV.
"Kompressionsverfahren nutzen mathematische Methoden um eine möglichst verlustfreie Kompression zu gewährleisten."
AIFF(Audio Interchanche File Format) nennt sich das von Apple entwickelte Gegenstück zu WAV. Neben dem Dateinamen und der Herkunft gibt es kaum Unterschiede zum Pendant von Microsoft. Keine Datenkompression und das Gewand eines Container-Formats teilen beide Audio-Formate. Ein nicht zu vernachlässigender Unterschied ist jedoch die Möglichkeit ID3-Tags in die Datei einzubinden. Hiermit lassen sich unter anderem Informationen wie Songtexte und Album-Cover anhängen, was die Handhabbarkeit und Vollständigkeit einer gut sortierten Musiksammlung komplettiert.
Verlustfreies Komprimieren
FLAC nennt sich ein freies Format, hinter dem kein großer IT-Konzern steht. Das Format komprimiert das Audiosignal vielmehr nach mathematischen Methoden als nach denjenigen der Psychoakustik, die wir etwa im Bereich von MP3 vorfinden. Als Free Lossless Audio Codec weist FLAC schon im Namen auf sein größtes Argument hin: die Möglichkeit einer verlustfreien Audio-Datei trotz Datenkompression. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass wir es hier mit einer kleinen Datei zutun hätten, denn im Hinblick auf die Dateigröße haben einige Faktoren ein Wörtchen mitzureden - so unter anderem die Bit-Tiefe des Tracks: bis zu 32 Bit pro Sample werden unterstützt und je mehr Bit-Tiefe das Signal hat, umso schlechter ist es komprimierbar. Aber man kann schließlich auch nicht alles haben - wer auf eine hohe Bit-Tiefe oder bis zu acht Kanäle, denn so unterstützt es FLAC, setzt, der muss halt in eine große Festplatte investieren. Die meisten Programme können mit FLAC umgehen, solltest du jedoch vorwiegend Apple-Produkte verwenden, ist es ratsam auf das folgende und letzte Format in unserer Liste zurückzugreifen.
Mit dem Apple Lossless Audio Codec, einfach nur kurz ALAC oder auch Apple Lossless bietet auch das Unternehmen aus dem Kalifornischen Cupertino ein zwar komprimiertes, aber trotzdem verlustfreies Audio-Format an. Hierbei handelt es sich um eine modernere Alternative zu WAV oder dem hauseigenen AIFF, die verhältnismäßig wenig Speicherplatz verbraucht und trotzdem qualitativ zu überzeugen weiß. Apple-Nutzer, die auf absolute Profi-Features wie riesige Bit-Tiefe oder unzählige Kanäle nicht angewiesen sind, können mit diesem Format nichts falsch machen. ID3-Tags werden auch unterstützt. Eine gute Wahl für DJs!
Fazit
Welches Format für euch das beste ist, lässt sich nicht pauschal beantworten, doch eines ist sicher, MP3 ist deutlich veraltet und wurde abgelöst von verlustfreien Varianten. Achtet auf Kompatibilität mit den von euch genutzten Programmen und vor allem eine hohe Qualität. Auch wenn man hierfür etwas tiefer in die Tasche greifen muss, wird euer Publikum es euch danken. So braucht ihr euch über das Wichtigste für’s Auflegen keine Sorgen mehr zu machen - die Musik!
Robert Hain