So setzt du analoge Cue-Punkte und Loops auf Schallplatten
Die Theorie
Als Cue-Punkt bezeichnet man die digitale oder analoge Markierung einer bestimmten Stelle innerhalb eines Tracks. So ist es möglich, im Lied an bestimmte Stellen zu springen, wichtige Punkte zur Erinnerung zu markieren oder Cue-Punkte für das Scratching zu nutzen. Mit Hilfe von Loops kannst du einen Track künstlich verlängern, indem du einen ausgewählten Teil in eine Endlosschleife setzt, die sich so lange wiederholt, wie du es möchtest.
Hierbei handelt es sich um eine essentielle Funktion für Übergänge, die jedoch auch als Stilmittel eingesetzt werden kann. Loops, die du als Sample hinterlegt hast, erlauben es dir, Live-Producing zu starten, indem du sie nach Belieben hinzufügst und durch die individuell ausgewählten Tonspuren deinen ganz eigenen Track erzeugst.
Die Praxis
DJs die elektronisch auflegen haben es leicht: sie drücken einen Knopf und der Computer erledigt den Rest. Durch Quantisierung, Analyse des Grid-Musters und der Takt-Struktur fügt die Software Loops und Cue-Punkte stets synchronisiert im Takt ein. Die Punkte lassen sich frei nach belieben in Sekundenschnelle umsetzen und Loops beliebig verkürzen oder verlängern. Deutlich schwieriger wird es beim analogen Auflegen mit Schallplatten. Doch DJs, die diese Technik nutzen, möchten natürlich auch auf jene Funktionen zurückgreifen und es gibt auch hier Möglichkeiten, die gewünschten Tools einzusetzen. Durch die reine Beschaffenheit der Schallplatte und das Skating, bewegt sich der Tonarm kontinuierlich in Richtung Plattenmitte - dem gilt es beim setzen von analogen Loops entgegenzuwirken.
"Cue-Punkte kannst du entweder mit einer Markierung auf dem Label der Schallplatte setzen oder mit einem Klebepunkt direkt auf der Rillenstruktur."
Kleine Klebepunkte oder Markierungen, die mit einem Stift vorgenommen wurden, ermöglichen es dir beim Auflegen mit Vinyl, Cue-Punkte zu setzen und sogar Loops in deine Session einzubauen!
Für das Setzen von Cue-Punkten gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Die erste Variante ist die Markierung auf dem Label der Platte. Du beschriftest hierbei das Label in der Mitte der Schallplatte als optische Merkhilfe, um dich daran zu erinnern, wo du den Cue-Punkt setzen wolltest. Hierbei kannst du dich entscheiden, ob du die Markierung zum Beispiel auf zwölf oder neun Uhr hinzufügen möchtest, je nachdem wo dein Cue-Punkt sitzen soll, – wichtig ist nur, dass es für dich verständlich auf den richtigen Punkt der Platte verweist.
Ganz genau wirst du hier jedoch nie angeben können, wo du den Tonarm aufsetzen möchtest, denn die ‘Gradzahl’ ist mit dieser Methode zwar ziemlich präzise zu markieren, doch welche Rille genau ausgewählt werden soll, lässt sich so nicht ohne Weiteres bestimmen und erfordert zusätzliche Beschriftungen oder ein gutes Gedächtnis.
2. Noch genauer als die auf dem Label angebrachten Merkhilfen ist die Markierung direkt auf der Platte. Hier ist nicht nur die Stellung der Platte, also der Grad der Umdrehung, klar, sondern auch der genaue Punkt an dem die Nadel aufzusetzen ist. Ein Aufkleber wird so gesetzt, dass die Nadel, wenn sie an der gewünschten Stelle ankommt, automatisch in die Rille rutscht bzw. leicht in eben jene Rille eingesetzt werden kann. Es empfiehlt sich also, den Aufkleber leicht schräg nach innen gerichtet anzubringen.
Diese Variante ermöglicht es, den Cue-Punkt deutlich präziser zu ermitteln und die Nadel zielgerecht aufzusetzen, doch auch den Nachteil wollen wir euch nicht verschweigen: Hat man erst einmal Aufkleber auf der Platte angebracht, ist es nicht mehr möglich diese ganz, also von Anfang bis Ende, abzuspielen, da der Klebepunkt hierbei im Weg wäre. Was beim Auflegen als DJ zu vernachlässigen ist, führt bei Platten, die ihr zu Hause einfach ganz entspannt hören möchtet, zu einem Problem.
"Bei einem analogen Loop musst du mit einem Klebestreifen einen Art Rampe bauen, um den Tonabnehmer immer wieder in die vorherige Rille zurück zu werfen."
Loops auf Schallplatten sind deutlich komplexer, denn hierbei ist es notwendig, dass der Tonarm immer wieder an den Startpunkt der zu wiederholenden Passage zurückgeworfen wird. Dies ist ein Unterschied zu den eben beschriebenen Cue-Punkten, denn ist die Nadel bei diesen erst einmal an der richtigen Stelle, läuft die Platte, insofern kein anderer Cue-Punkt im Weg ist, einfach ganz normal weiter.
Um Loops auf Schallplatten hinzuzufügen, müsst ihr mit Hilfe eines Klebestreifens eine Art Rampe auf der Schallplatte bauen. Der Aufkleber muss dafür so positioniert werden, dass er leicht schräg nach außen zeigt. Wenn dann die Nadel nun an dieser Stelle vorbei kommt, wird der Tonarm, eben wie bei einer Rampe, wieder in die höhere Rille gesetzt und die Wiederholung beginnt von Neuem. Hierbei ist der Loop also, ganz im Gegensatz zum elektronischen Auflegen, immer exakt eine Plattenumdrehung lang; die Anzahl der zu wiederholenden Takte lässt sich nicht einstellen.
Solltest du mit DVS/Timecode arbeiten, musst du lediglich eine bestimmte Stelle auf der Platte markieren, diese in die gewünschte Position bringen, um dann über den Button für Loop oder Cue an den richtigen Punkt im Track zu gelangen. Los geht’s!
Jetzt du!
Wie du siehst, gibt es auch in der analogen Welt einige Möglichkeiten, um mit Techniken, die im digitalen DJing zu den simpelsten Disziplinen geworden sind, zu arbeiten. Die Tricks, mit denen man sich dabei behelfen muss, erfordern jedoch einiges mehr an Know-How und Skills, sie machen mehr Arbeit und trotzdem ist man eingeschränkter als am Computer. So kann man etwa nicht mal eben die Länge des Loops ändern oder zwischen verschiedenen Cue-Punkten hin und her springen.
Aber das soll dich nicht aufhalten, wenn du deine Passion darin gefunden hast, analog aufzulegen. Gerade für DJs die viel scratchen und sich dem Turntablism verschrieben haben, ist dieses Wissen elementar. DJs, denen solche Disziplinen an ihren Turntables gelingen, genießen großes Ansehen und Respekt, sie sind schwer auszutauschen und werben umso mehr für sich – es gibt nicht viele, die sowas drauf haben!
Robert Hain