Hör auf kostenlos aufzulegen!
Die DJ-Community hat leider ein großes Problem. Dieses Problem sind DJs, die ihre Dienstleistung kostenlos zur Verfügung stellen. Ganz klar, zu Beginn der Karriere ist es eine notwendige Maßnahme, um überhaupt einmal an die ersten Gigs zu kommen. Man kann einem Veranstalter, der das Risiko eingeht, einen Anfänger zu buchen, auch nicht übel nehmen, dass er für dieses Risiko kein Geld aufwenden möchte. Wir empfehlen dieses Vorgehen sogar in unserer Akademie. Es gehört zum Beginn einer DJ-Karriere dazu und du wirst bei deinen ersten Gigs extrem viel Erfahrung sammeln, die mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen wäre.
Die Ursache
Diese DJs sind auch nicht das Problem, denn sie konkurrieren nicht mit den gestandenen DJs, die schon mitten im Geschäft sind. Das Problem sind die DJs, die keine Anfänger mehr sind, aber trotzdem so schlecht sind oder so miserables Marketing betreiben, dass ihr einziges Verkaufsargument die Höhe der Gage ist. So wird dann der DJ-Gig zu Dumping-Preisen von 50-100€ angepriesen oder sogar ganz auf die Gage verzichtet. Das führt auf mehreren Ebenen zu einem katastrophalen Verfall der DJ-Kultur.
Wenn diese DJs dauerhaft umsonst auflegen, schaden sie nicht nur sich selbst - was noch zu verkraften wäre - sondern sie schaden der ganzen DJ-Szene nachhaltig. In erster Linie haben die DJs natürlich keine Einnahmen. DJing ist aber kein günstiges Hobby und so haben sie genauso Ausgaben wie alle anderen DJs auch. Das Hobby muss somit also durch die Eltern, den Job oder andere Einnahmequellen subventioniert werden, um es überhaupt ausüben zu können. So bleibt entweder der Einkauf von neuem Equipment, Software oder neuer Musik auf der Strecke oder man muss bei privaten Ausgaben zurück stecken. Außerdem wird kaum Marketingbudget bereit gestellt, was heutzutage ebenfalls fahrlässig ist. Es sollte wenigstens anzustreben sein, dass sich die Ausgaben für das DJing mit den Einnahmen durch Gigs decken.
Die Symptome
Die weitaus schwerwiegenderen Gründe sind jedoch, dass diese DJs gestandenen DJs, die ihre Karriere deutlich professioneller angehen, die Aufträge wegschnappen und dem Ansehen der DJ-Szene nachhaltig schaden. Viele Veranstalter sind leider sehr geldgetrieben - aber das ist ein anderes Thema - und so verzichten sie aus blindem Geiz auf Qualität, anstatt eine gesunde Mischung aus Preis und Leistung zu wählen.
"Das Problem sind die DJs, die keine Anfänger mehr sind, aber trotzdem so schlecht sind oder so miserables Marketing betreiben, dass ihr einziges Verkaufsargument die Höhe der Gage ist."
Dass gestandene DJs aber nicht mit solchen Dumping-Gagen mithalten können ist klar, denn sie müssen von etwas leben und nehmen den Job ernst. So kommt es leider dazu, dass immer mehr gute DJs den Spaß am Auflegen verlieren, weil sie ihre Arbeit nicht mehr gewürdigt finden und auch anderweitig Geld verdienen müssen.
Das führt uns zum nächsten Punkt. Denn dadurch, dass oftmals der billigere DJ den Zuschlag bekommt und viele teure DJs von der Bildfläche verschwinden, sinkt allgemein das Qualitätsniveau der aktiven DJ-Szene. Diese Verschiebung ist sehr gefährlich, denn sie stärkt das - leider in der Gesellschaft schon viel zu verankerte - Bild des unseriösen DJs als kompetenzlose Jukebox. Diese Verschlechterung des Ansehens schließt den Teufelskreis, dass die, die zukünftig einen DJ buchen wollen, nicht bereit sind, adäquate Gagen zu zahlen, weil sich in ihrem Kopf der Gedanke verfestigt hat, dass das DJing überhaupt keine bewundernswerte Dienstleistung ist.
Allgemein sinkt auch nicht nur das Ansehen des DJs sondern auch das Lohnniveau. Denn selbst wenn ein Veranstalter sich dazu entscheidet, auf den kostenlosen DJ zu verzichten, sinkt die Bereitschaft, einem DJ, der eine gewisse Gage verlangt, diese auch in einer angemessenen Höhe zu zahlen. Natürlich bleibt im Hinterkopf dieser Gedanke, dass es theoretisch auch jemand umsonst machen würde und jeder hat den natürlichen Drang, Geld zu sparen. Das Entscheidung zwischen zwei DJs, bei dem der eine 200€ verlangt und der andere 250€, ist weniger schwer zu treffen und wird eher in Richtung Qualität ausfallen, als zwischen 0€ und 200€. Zwischen 0€ und 200€ wird sich ein Veranstalter denken, dass 100€ für den 200€ DJ doch auch schon viel Geld sind im vergleich zu 0€.
"Dadurch, dass oftmals der billigere DJ den Zuschlag bekommt und viele teure DJs von der Bildfläche verschwinden, sinkt allgemein das Qualitätsniveau der aktiven DJ-Szene. Diese Verschiebung ist sehr gefährlich, denn sie stärkt das - leider in der Gesellschaft schon viel zu verankerte - Bild des unseriösen DJs als kompetenzlose Jukebox."
Ein weiterer Punkt ist, dass man den Trick des kostenlosen Auflegens zwar als Türöffner gut benutzen kann, wenn man aber in Zukunft daran interessiert ist, eine Gage zu erhalten oder die Gage zeitnah anzuheben, dann sollte das frühzeitig kommuniziert werden, dass das nur eine Art Erstbucherrabatt war, denn sonst kommt die abrupte Gehaltserhöhung arrogant und überzogen rüber. So wird man seine Aufträge schnell wieder verlieren oder mindestens das Betriebsklima in Schräglage versetzen.
Diese DJs schaden sich damit auch noch selbst!
Zu guter Letzt schaden sich diese DJs auch damit, dass sie ihre Entwicklung stark einschränken. Von dem Punkt abgesehen, dass man deutliche finanzielle Nachteile davon trägt und so nur schwer mit seiner Konkurrenz bei Neuanschaffungen mithalten kann, bekommt man auch den Stempel des Billig-DJs aufgedrückt. Dieses Image wieder abzulegen gleicht einer unlösbaren Aufgabe, denn die Menschen denken sehr stark in Schubladen und aus dieser Schublade kommt man nur schwer wieder heraus. In den Köpfen der Menschen ist auch verankert, dass etwas, das nichts kostet, auch nichts wert ist. Natürlich etwas überspitzt formuliert aber die Wahrnehmung deiner Auftraggeber und deines Publikums ist doch auch stark an dein Image gebunden.
Bitte nimm dir diesen Artikel zu Herzen!
Wenn du dich also hier in dem einen oder anderen Punkt wieder erkannt hast, dann solltest du dringend etwas ändern. Es geht hier nicht nur um dich sondern um die gesamte DJ-Community. Der Schaden, der dadurch angerichtet wird, ist enorm. Außerdem gibt es genügend Gründe auch aus Eigeninteresse etwas zu ändern. Nimm dir diesen Artikel zu Herzen, tue dir selbst und den andern DJs da draußen einen Gefallen und verhökere deine Dienstleistung nicht zu Dumping-Preisen oder gar umsonst.
Patrick Lübcke